links-lang fetzt!

31.08.2001
Ein Artikel aus der über die Situation nicht-rechter Jugendlicher in Bützow, die so manchem/r aus McPomm vertraut sein dürfte.

"Wenn sie auf dich zukommen, ist es zu spät"

Jugendliche aus Bützow meiden aus Angst vor "Rechten" bestimmte Plätze / Treffen nur noch privat / Wunsch nach Toleranz Bützow Die Angst vor so genannten Rechten geht um unter Bützower Jugendlichen: Sie meiden besonders abends bestimmte Plätze in der Stadt und treffen sich nur noch privat. Und das nicht erst seit den Gänsemarkttagen, wo es eine Schlägerei auf dem Markt gegeben hat.


Michael, Joe, Sebastian und Bob* sind ganz normale Jugendliche aus Bützow. Nicht besonders politisch, vielleicht etwas individueller gekleidet. Trotzdem erscheinen die Schulfreunde in den Augen der "Rechten" als irgendwie anders und werden als "Zecken" beschimpft oder mit Sprüchen wie "Euch kriegen wir noch" bedroht. Auch Schläge mussten einige der 16- bis 18-Jährigen schon einstecken. Aus Angst wollen sie unerkannt bleiben. Sie waren nur bereit für diesen Bericht über ihre Erlebnisse zu sprechen, wenn ihre Namen geändert werden. Verschiedene Plätze sind für die Jugendlichen mittlerweile tabu. Sie meiden vorsichtshalber alle Jugendklubs, das ehemalige Viva, den Verkehrsgarten sowie einen Supermarktparkplatz am Forsthof. "Ab dem Mittag, wenn die Schule beendet ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dort auf Faschos zu treffen", weiß Michael. Nach der Arbeit am Abend würde die Gefahr weiter zunehmen. Dann kämen nämlich die etwas Älteren. "Auch wir hätten gerne ein Bier auf dem Markt während der Gänsemarkttage getrunken", sagt Sebastian. Doch es sei ihnen zu gefährlich gewesen. "Erst fixieren sie einen. Und wenn sie erst auf dich zukommen, ist es meist zu spät", weiß Sebastian. "Wenn es hart kommt, hilft nur noch laufen." Während der Gänsemarkttage gab es eine Massenschlägerei auf dem Markt. Einen "politischen Hintergrund" gab es laut Polizei nicht. Ein Vater von einem der Jugendlichen ist überzeugt, dass dies nicht stimmt: "Es war sicherlich keine organisierte Aktion, aber es wurden Parolen wie ,Deutschland den Deutschen' skandiert. Solche Sprüche decken doch auf, welcher Geist in den Leuten steckt. Am Sonnabend hat die Polizei nicht nur gegen normale Randalierer kämpfen müssen. Ob Krakow am See, Laage oder Hoyerswerda, überall gab es Zwischenfälle mit rechten Gruppen, nur in Bützow nicht. Warum vermeidet die Polizei hier, dies zuzugeben? Mir bereitet das Bauchschmerzen", so der Vater. Zu den so genannten "Rechten" zählen sowohl 14-Jährige wie auch Familienväter von Anfang 20, hat Joe beobachtet. "Und wir kennen einige eigentlich wirklich gut. Noch zu Grundschulzeiten haben wir zusammen gespielt. Einige sind sogar ganz nett." Skinheads wäre für diese Leute allerdings der falsche Begriff. Es seien "Faschos, die keine Ahnung von dem haben, was sie labern. Sonst würden sie solche Parolen nicht skandieren", meint Joe. "Sicherlich gebe es auch einen Gruppenzwang. Einige sind bestimmt nur zu Glatzen geworden, weil sie Angst haben." Schlimm findet der Vater es, wenn Menschen wie beispielsweise sein Sohn und seine Freunde nur an ihren Äußerlichkeiten gemessen werden. "Wichtig ist es, herauszufinden, was für ein Mensch sich hinter dem Äußeren verbirgt", sagt er.

"Es ist eine diffuse Angst da. Man kann sie schlecht greifen", sagt eine Mutter. Seit Jahren gehe das Versteckspiel der Jugendlichen schon. Eine befreundete Familie sei in Sorge um ihre Kinder sogar aus Bützow weggezogen, so die Frau. Ein Beispiel: Im Winter ging Michael mit Freunden am späten Nachmittag zum Zigaretten holen in die Stadt. Es war dunkel. Plötzlich wurde einer aus der Gruppe wegen seiner längeren Haare angemacht. "Erst versucht man in solchen Situationen, darauf nicht zu reagieren, und tut möglichst smart", erzählt Joe. "Wenn ich merke, es wird brenzlig, gehe ich schneller." So auch die Jugendlichen, als sie sich Zigaretten holen wollten. Doch plötzlich hörten sie Schritte. Daraufhin rannten sie los und konnten gerade noch vor den Verfolgern in Innenstadt-Geschäfte fliehen.

Als Reaktion auf die Bedrohung treffen sich die Schulfreunde nur noch privat. Und das sogar in Gruppen von zehn bis 15 Leuten. "Ein demokratischer Staat muss links- wie rechtsextreme Meinungen vertragen können. Aber es darf nicht sein, dass eine bestimmte Gruppe solch eine Angst schüren kann und damit bestimmt, wer auf der Straße laufen darf und wer nicht", stellt der Vater fest. "Toleranz" wünschen sich die Jugendlichen. Denn "eigentlich ist Bützow eine schöne Stadt", finden sie. Wenn sich nicht die "Faschos überall breit machen" würden.

31.08.2001
über den Tellerrand geschaut...

Parlamentarier können einem eigentlich ziemlich egal sein. Jedoch leider nicht, was sie machen.
Deshalb sei hier kurz angemerkt, daß Frank Hempel, der sich in einem Interview zu Mazedonien-Einsatz eine ziemliche Blöße gegeben hat, am Mittwoch im Bundestag für diesen gestimmt hat. Susanne Jaffke, örtliche CDU-Abgeordnete, hat sich enthalten. Der neubrandenburger SPD-Abgeordnete Götz-Peter Lohmann hat gegen den Einsatz gestimmt. Bestimmt freuen sich alle über Besuche mit entsprechenden Grüßen...

30.08.2001
Stoiber und Merkel in Binz

aus der Ostseezeitung:

Edmund Stoiber sowie seine Frau Karin werden morgen Binz besuchen. Dies geht aus einer Pressemitteilung des CDU-Kreisverbandes hervor. Demnach werde der bayerische Ministerpräsident samt Gattin gegen 16.45 Uhr am Binzer Kempinski an der Strandpromenade eintreffen. Von dort aus werde in Richtung des Kurplatzes spaziert, wo um 17.15 Uhr eine Kundgebung beginnt. Auf der werden neben Stoiber auch Angela Merkel, Bundesvorsitzende der CDU und Mitglied des Bundestages, Gesine Skrzepski, Kreistagspräsidentin und Landtagsabgeordnete, sowie Herbert Dobelstein, CDU-Kandidat für die Landratswahl, sprechen. Im Anschluss an die Kundgebung werden die Insel-Gäste aus Bayern auf der Baustelle des Binzer Kurhauses an einem Stehempfang teilnehmen. Gegen 19.15 Uhr schließlich schiffen sich Edmund und Karin Stoiber ein für eine Tour zu den Kreidefelsen. An dieser Fahrt nehmen auch Vertreter der Rügener Wirtschaft teil. Die Nacht werden der Ministerpräsident und seine Frau schließlich in Binz verbringen, bevor sie am Sonnabend wieder die Heimreise antreten.

29.08.2001
Interview zur Mazedonien-Intervention

Nix los heute. Deshalb mal als Vorabdruck aus dem neuen disorder-Heftchen ein Interview, das uns heute erreichte. Lieber kein Kommentar dazu...

"den Balkan befrieden"

Interview mit Frank Hempel, SPD-Bundestagsmitglied für unsere Region, zum NATO-Einsatz in Mazedonien

Frank Hempel, Bauaunternehmer, ist seit 1998 SPD-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis um Neustrelitz. Er ist Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und im Ausschuß für Angelegenheiten der neuen Länder. Für das zur Verfügung gestellte Interview danke!


Herr Hempel, die UCK - Freiheitskämpfer oder Terroristen?

So einfach kann man das nicht darstellen oder auf einen Nenner bringen. Das ist eine Gruppierung, die man ernstnehmen, mit der man sich auseinandersetzen muß. Sie ist nunmal bewaffnet und hat deshalb in der Region auch einen bestimmten Einfluß, der in Mazedonien so ist, daß der Krieg in das Land getragen wurde. Wir sind froh, daß es jetzt zu einem Übereinkommen aller beteiligten Kampfparteien gekommen ist, bei dem man sich darauf geeinigt hat, daß die Waffen freiwillig abgegeben werden.

Anders als in Serbien gab es in Mazedonien ja keine Übergriffe der Polizei oder der Armee gegen die albanische Bevölkerung und es wurden auch keine Menschenrechtsverletzungen festgestellt. Trotzdem hat die UCK ihre Kämpfe vom Kosovo ausgedehnt und EU und USA meinen, nun eine Vermittlerrolle einnehmen zu müssen. Wird die UCK nicht davon und den Erfahrungen in Serbien, wo sie es geschafft hat, den Konflikt zu internationalisieren und ein Einlenken der NATO zu ihren Gunsten herbeizuführen, ermutigt? Mißbraucht sie nicht die NATO als schwer bewaffneten Arm?

Das ist durchaus möglich, daß der eine oder andere Heißsporn bei der UCK das beabsichtigt. Ich sehe die Sache allerdings so, daß es zu einer Entwaffnung der UCK keine Alternative gibt. Auch sie muß wissen, daß mit Waffengewalt in der Region auf Dauer kein Frieden herzustellen ist, sondern nur mit Verhandlungen am Verhandlungstisch. Insofern ist das jetzt ein ermutigendes Zeichen, daß die albanischen Rebellen bereit sind, ihre Waffen freiwillig abzugeben. Wir hoffen natürlich, daß sie dem auch nachkommen.

Es wurde bewiesen, daß die UCK durch US-amerikanische Militärberater unterstützt wurde und die Waffen größtenteils aus dem Kosovo kommen, obwohl dort mehrere zehntausend Soldaten "internationaler Friedenstruppen" stationiert sind. Ist das nicht eine Unterstützung der UCK durch den Westen, mit der dieser Konflikt erst heraufbeschworen wurde?

Die Sache jetzt in Mazedonien und das, was sich vorher im Kosovo abgespielt hat, sind zwei unterschiedliche Stiefel. Man darf im Kosovo nicht vergessen, daß es auch von Seiten der Serben Vertreibungen gab, unter denen die albanische Minderheit gelitten hat. Diese hat es dann für sich in Anspruch genommen, sich zu verteidigen. Daß man dorthin möglicherweise auch Waffen geliefert hat, bestreite ich nicht, doch Fakt ist, und davon rücken wir heute auch nicht ab, daß die Waffen eingesammelt werden müssen, daß der bewaffnete Konflikt nicht die Lösung ist.
Das mag der eine oder andere militärische Führer bei der UCK anders sehen, aber zunächst mal verlasse ich mich darauf, daß sie gesagt haben, sie liefern die Waffen ab. Sie waren natürlich in einer starken Ausnahmesituation, bedrängt auch von den Serben, die dazu übergegangen sind, Säuberungen durchzuführen, in der sie sich bewaffnet haben. Daß das durch Waffen geschehen ist, die auch auf dem internationalen Markt zu bekommen waren, ist natürlich klar.

Das war damals in Serbien. Warum aber hat die NATO nicht verhindert, daß es überhaupt zu Waffentransporten aus dem Kosovo nach Mazedonien kommen konnte? Sie hat ja dadurch den Terroristen erst freie Hand gelassen.

Ob das nun die ureigenste Aufgabe der Militärs im Kosovo ist, darüber bin ich nicht so sehr informiert, aber Fakt ist natürlich, daß bisher die UCK nicht dazu bereit gewesen ist. Und wenn sie das nicht freiwillig machen, wie das jetzt der Fall ist, glaube ich nicht, daß man, ob das nun NATO-Truppen oder werauchimmer sind, mit Erfolg die Waffen einsammeln könnte. Wenn sie jetzt nicht freiwillig gemacht hätten, dann wären wir da auch nicht reingegangen und würden da auch nicht reingehen. Das ist ein Volk, das schon seit Jahrhunderten mit der Waffe gelebt hat, die Albaner, tja, die gehen mit der Waffe ins Bett.
Ich glaube, der Erfolg wäre sonst nicht von Dauer gewesen, aber man hätte das auch nicht verhindern können. Die UCK agiert in Regionen, die schwer zugänglich sind, ich glaube, das hat erst jetzt Erfolg, wo sie zugestimmt haben, ihre Waffen freiwillig abzugeben.

Selbst, wenn es so sein sollte, daß sie "mit ihren Waffen ins Bett gehen" - 'tschuldigung, aber das ist dieses typische "die da unten"-Denken -

Nein, eine Waffe zu haben, ich rede gar nicht mal von einer Kalashnikov, aber ein Messer zu haben und sich mit dem Messer auch, wenn es sein muß, durchzusetzen, ist in der Kultur auch ganz stark verbreitet. In der albanischen Kultur kennt man ja auch nach wie vor noch die Blutrache und all die Dinge. Da zeichnet es einen Mann nun aus, daß er sich stark fühlt, wenn er eine Waffe hat, da von außen eine Änderung herbeizuführen, ist ganz schwer.

Das am Rande zu ihrer Bemerkung. Abgesehen davon: glauben sie, daß die UCK ihre Waffen freiwillig abgeben wird?

Zumindest haben sie sich dazu verpflichtet.

Im Kosovo haben sie es auch nicht getan.

Im Kosovo hat es auch eine Übereinkunft, wie sie jetzt in dieser Form vorliegt, nicht gegeben.

Die NATO spricht vom 30-Tage-Einsatz, nach dreißig Tagen sollen die 4 500 Soldaten wieder raus sein aus Mazedonien, gleichzeitig gibt es vage Schätzungen von 3 000 bis 6 000 Waffen, die eingesammelt werden sollen. Die mazedonische Armee dagegen schätzt, daß die UCK im Besitz von 70 000 Waffen ist, darunter halt leichte Waffen, aber auch Geschütze, Panzer etc. Selbst wenn 70 000 übertrieben ist, ist da doch ein Widerspruch.

Das ist durchaus möglich, daß es da mehr Waffen gibt. Ich gehe fest davon aus, daß es gelingen wird, die schwersten Waffen, die, die den schwersten Schaden anrichten, einzusammeln. Daß es mitunter auch den einen oder anderen geben wird, der seine Pistole, Kleinwaffe, weiterbehält, bezweifle ich nicht, daß es möglich ist, alle Waffen hundertprozentig einzusammeln, das wird sicherlich nicht gelingen. Aber bei den wichtigsten, Granatwerfern, Panzerfäusten, Maschinengewehren, da wird es sicher einen Erfolg geben.
Was den Zeitrahmen anbelangt, habe ich von einem General gehört, daß es bei vernünftiger und durchdachter Logistik möglich ist, innerhalb von 30 Tagen die Waffen einzusammeln.
Ich habe natürlich die Hoffnung, daß das auch eingehalten werden kann. Daß man natürlich, wenn es sich als notwendig erweist, wenn es vielleicht noch mehr Waffen gibt, diese 30-Tage Frist um 10, 15, 20 Tage, vielleicht auch einen Monat, überzieht - was notwendig ist, muß auch getan werden.

Wenn die Waffen nicht abgegeben werden - es sind ja nur freiwillige Ablieferpunkte und nicht einmal Durchsuchungen von Waffenlagern durch die NATO geplant - und letztendlich der Einsatz nicht in zwei oder drei Monaten beendet ist, wird die NATO dann dort bleiben und, ähnlich, wie es im Kosovo oder Bosnien-Herzegowina ist, die staatliche Verwaltung mehr oder weniger auf internationale Institutionen übergehen?

Ich gehe zumindest erstmal davon aus, wie es auch gesagt wurde, daß wir ausschließlich zum Zwecke der Einsammlung von Waffen nach Mazedonien gehen. Es gibt ja immerhin auch bei den Kritikern den Hinweis, daß es von Seiten der UCK oder wemauchimmer möglicherweise beabsichtigt ist, die NATO dort länger festzuhalten. Das ist aber nicht das Ziel und dazu schicken wir unserer Soldaten auch nicht hin. Wir werden uns strikt an das Mandat halten, für das die Soldaten dorthin geschickt werden.

Ein UNO-Mandat gibt es ja nicht.

Es gibt aber eine Empfehlung der UN, die Waffen durch geeignete Truppen einsammeln zu lassen. Wir haben das ja schon erlebt, auch in Bosnien-Herzegowina, daß die UN-Truppen nicht dazu in der Lage sind. Da braucht man vernünftige Logistik für, vernünftig ausgebildete Truppenteile, die das auch innerhalb kurzer Zeit bewerkstelligen können.

Ich muß Ihnen widersprechen, es gab eine Aussage des Sicherheitsratsvorsitzenden, aber keinen offiziellen Beschluß des Sicherheitsrates.
Aber wenn Sie sagen, die UN ist nicht in der Lage, die NATO muß das machen, heißt das doch, daß die NATO, also auch die BRD, sich über die Vereinten Nationen hinwegsetzen. So, wie sie es schon im Kosovo getan haben, wo ein Krieg ohne UN-Mandat begonnen wurde.


Man muß wissen, daß der Sicherheitsrat heute noch das Veto-Recht hat. Wir leben im Jahr 2001. Ist das Vetorecht heute noch das geeignete Mittel, um bei der UN Dinge zu boykottieren oder nicht? Das sind alles Dinge, die aus den Jahren des Kalten Kriegs herrühren, und man muß sich Gedanken machen, und das läuft in einer so großen Organisation natürlich nur sehr schleppend, wie man denn die Vereinten Organisationen reformiert. Mit dem Veto-Recht wird man in den nächsten 50 oder 100 Jahren nicht erfolgreich gegen Krisenherde vorgehen könnnen. Die UNO-Truppen, das haben wir ja gesehen, sind schlecht bewaffnet und haben teilweise auch nicht das Mandat einzugreifen. Wir mußten ja in Bosnien-Herzegowina ansehen, was da passiert ist. Ich kann doch nicht die Verantwortung auf bunt zusammengewürfelte UN-Truppen, wo immer sie auch herkommen mögen, aus Afrika, aus Indien, übertragen und sie dann in ein Krisengebiet schicken.
Dann schick ich doch lieber Truppenteile rein, die dafür auch ausgebildet sind, die auch in der Lage sind, so einen Einsatz durchzuführen. Im Übrigen unterscheidet sich der Einsatz jetzt gravierend von dem im Kosovo.

Sie haben gerade von UNO-Soldaten gesprochen, die nicht eingreifen können. Eingriffe von NATO-Soldaten also, mit Gewalt, sind eine bessere Lösung als eine langfristige zivile Konfliktbereinigung, wie sie ja jetzt anscheinend seit 1999, seit dem Ende des Kosovo-Krieges, vermieden wurde. Sonst wäre es doch nicht zu dem Konflikt gekommen.

Die NATO-Soldaten greifen nicht in den Konflikt ein, sondern sie verteidigen sich natürlich, wenn sie angegriffen werden. Dazu haben sie das Mandat, nicht jedoch, selbst in Kampfhandlungen einzugreifen. Natürlich muß ich den Soldaten auch zubilligen, sich zu verteidigen. Wir haben das in Bosnien-Herzegowina erlebt, daß UNO-Soldaten dort gewesen sind, die nicht eingreifen dürften, sondern dem, was da passiert ist, zusehen mußten. Sie waren selbst in Bedrängnis. Die Situation möchte ich so nicht wieder haben.

Hat die BRD Interessen auf dem Balkan?

Die Bundesrepublik Deutschland hat insofern ein Interesse am Balkan, als daß er befriedet wird. Daß die Vökergemeinschaft auf dem Balkan dort wieder gemeinsam leben kann. Der Balkan liegt vor unserer Haustür und deshalb haben wir natürlich Interesse, daß dort nicht auf Dauer ein Unruheherd bestehen bleibt, sondern eine Befriedung eintritt. Das ist das Interesse der Bundesrepublik Deutschland, aber nicht nur ihres, denn sie handelt hier ja nicht allein und autonom, sondern in Absprache und Abstimmung mit den NATO-Partnern.

Kann man von Befriedung sprechen, wenn die UCK in den von ihr besetzten Gebieten die lokalen Verwaltungsstellen übernimmt, wenn sie Bürgermeister, Polizisten und Verwaltungsbeamte ohne Wahlen einsetzt und zum Beispiel mit Folterungen oder Rassismus, der sich gegen Menschen, die nicht ihrer "Bevölkerungsgruppe" zuzurechnen sind, operiert?

Rassismus, egal von welcher Seite, ist zu verabscheuen und genausowenig hinzunehmen. Daher sage ich, daß wir noch lange und viel auf dem Balkan verhandeln müssen. Was man aber nach dem Kosovo-Krieg jetzt macht, ist es, den Menschen eine Perspektive zu geben. Wenn ich die Waffen einsammel und den Leuten aus der Hand nehme, muß ich auch den Leuten eine Perpektive geben. Das ist es auch, was die europäische Gemeinschaft mit den Stabilitätspakt Osteuropa oder dem Balkan-Stabilitätspakt beabsichtigt, nämlich, die dortige Infrastruktur wieder zum Laufen zu bringe. Oder auch, grenzübergreifende Projekte zu fördern. Das heißt, das tun, was man dort seit Jahrzehnten nicht mehr praktiziert hat, weil man sich abgegrenzt und gesagt hat, daß man als Volksgruppe autark sein und mit dem Nachbarn nichts zu tun haben will. Diese Projekte sind so angelegt, daß sich die unterschiedlichen Länder dort an einen Tisch setzen müssen. Sie sind auch grenzübergreifend angelegt, wenn Grenzübergänge angelegt werden, wenn Straßen in die Nachbarländer gebaut oder Brücken wiederhergestellt werden. Das sind alles Dinge, bei denen sich die Zivilgesellschaft gemeinsam an einen Tisch setzen muß und gemeinsam etwas neues aufgebaut wird. Ich denke mal, das ist der richtige Weg.

Wird es nach einer NATO-Entwaffnung Prozesse gegen UCK-Mitglieder geben, die eventuell Kriegsverbrechen verübt haben?

Ich hoffe das und gehe davon aus, daß jeder, der sich an Greuel und Verbrechen im Kosovo oder jetzt auch in Mazedonien beteiligt hat, auch eines Tages vor Gericht gestellt wird.

Rechnen Sie damit, daß die UCK, wo sie jetzt in Mazedonien mit der Verfassungsänderung Erfolg hatte, ihre Kämfe zum Beispiel nach Griechenland ausweitet, wo es ja auch eine albanische Bevölkerungsgruppe gibt? Daß die UCK sich berufen fühlt, auch für ihre Rechte inzutreten, wie sie es im Mazedonien tat?

Jetzt muß man mal sehen, wie sich die UCK weiter in Mazedonien verhalten wird, wie sich die Entwaffnung auswirkt. Das ist alles Spekulation, wenn dem so sein sollte, muß man der UCK auch ein deutliches Stop setzen. Dazu gibt es keine Alternative.

Erkennt die NATO die Legitimität der UCK an?

Die UCK ist ein Machtfaktor. Es wäre doch irrsinnig, sich mit einem solchen Machtfaktor nicht auseinanderzusetzen. Was nicht allerdings nicht sein kann, ist, daß sie die Volksgruppen in Mazedonien oder auch Griechenland aufwiegelt, da muß man schon unterscheiden.

Wissen Sie von deutschen Waffenlieferungen auf den Balkan?

Grundsätzlich gibt es ja die Regelung, daß deutsche Waffen nicht in Krisengebiete geliefert werden dürfen. Wenn, dann müßte das unter Umgehung dieser Regelung geschehen sein, und das kann ich mir nicht vorstellen.

Nazi-Aufmarsch in Greifswald am 1. September - zuletzt aktualisiert am 31. August

Der 1. September naht und mit ihm der geplante Aufmarsch der NPD in Greifswald. An dieser Stelle ein paar Infos:

Eine Karte der Innenstadt von Greifswald gibt es hinter diesem Link (235 KB).
Eine Karte der gesamten Stadt ist hinter diesem Link (537 KB) zu finden.
Auf beiden sind die angemeldeten Gegenveranstaltungen sowie der Verlauf der Nazi-Demo eingetragen. Bessere Karten gabs nicht, deshalb nicht über andere Beschriftungen wundern ;-)

Angekündigt und erlaubt sind folgende Gegen-Veranstaltungen:

9.30 - Ökumenischer Gottesdienst auf dem Markt
9.30 - Kranzniederlegung am Gedenkstein für die Opfer des Faschismus auf dem Wall (am Busbahnhof)
10.15 - Kundgebung auf dem Markt

Eine Sonderausgabe des Zeitschriftenprojekts Likedeeler liefert einige Hintergrundinfos zum Aufmarsch sowie Personen und Aktivitäten der greifswalder Neonazi-Szene.
Dort ist auch am Sonnabend eine Sonderseite eingerichtet, auf der mit nur geringer Verzögerung Bilder, Berichte und vielleicht sogar Videos von den Ereignissen in Greifswald veröffentlicht werden sollen.

Die Mahnwache am Gedenkstein am Bahnhof wurde nicht genehmigt, so daß nur der Markt "offizieller Veranstaltungsort" sein wird. Rechtsmittel hat das Bündnis gegen Rechts scheinbar nicht eingelegt. Wer also an einer Sitzblockade teilnehmen möchte, muß sich also scheinbar in Kleingruppen gewohnt unauffällig durch die Stadt bewegen und vor Ort auf getuschelte Ankündigungen achten. "Viele Menschen wollen ihre Ablehnung durch eine friedliche und gewaltfreie Sitzblockade ausdrücken," heißt es von der Freitagsrunde, einem greifswalder Bürgerforum.

Plakat zum Ausdrucken und Weiterverteilen, 24 KB Treffpunkt für den NPD-Aufmarsch ist um 10 Uhr am Hauptbahnhof. Das Oberverwaltungsgericht hat die Auflage der Stadt Greifswald, daß die Demo nicht am 1. September stattfinden soll, nickt akzeptiert. Die Faschos können also am 1. September demonstrieren.

Ihre Marschroute beginnt am Hauptbahnhof, führt über Bahnhof- und Goethestraße zur Anklamer Straße, dieser folgend in den Karl-Liebknecht-Ring hinein, dann ab in die Makarenko-Straße, weiter zum Ernst-Thälmann-Ring und von dort in die Ostrowski-Straße, wo die Abschlußkundgebung stattfinden soll.

Zwar hat die NPD 750 Teilnehmer angekündigt, doch wird aufgrund bisheriger Erfahrungen und Streitigkeiten mit der neonazistischen Kameradschaftsszene - angeblich fährt zum Beispiel aus Rostock ein Bus lieber nach Leipzig als nach Greifswald - mit weniger Faschos gerechnet.

Zugverbindungen sind unter www.bahn.de zu finden, das Wochenendticket kostet noch immer 40 Märker.

Weitere Infos gibt es bei Likedeeler-online oder dem Bündnis gegen Rechts Greifswald. Für Neuigkeiten sind wir natürlich auch immer sehr dankbar!

28.08.2001
"reclaim the beach" und die Folgen

Daß mensch in McPomm nicht so recht mit dem Neuen, dem Ungewohnten oder dem Überraschenden umgehen kann, beweisen die Ereignisse um eine Party am Strand von Hohen Wieschendorf (bei Gadebusch bei Schwerin). Laut Flugblättern fand dort ein Jahrestreffen des "Verbandes für radikale Freikörperkultur" als Protest gegen die geplante Bebauung des öffentlichen Strandes mit Eigentumswohnungen und einem Yachthafen statt. Die unangemeldete, scheinbar früh am Sonntag beginnende Veranstaltung wurde von mehr als tausend meist jugendlichen Leuten besucht.
Am Morgen kam es dann natürlich zu den ersten Beschwerden wegen der Goa-Musik. Der Chef der örtlichen Polizeiinspektion, Walter Schuldt, kam und mußte dann wohl feststellen, daß Absprachen nichts nützten. Also zog er den Stecker der Anlage, "musste sich aber dann unter unflätigen Beschimpfungen und Bedrohungen zurückziehen," wie die Schweriner Volkszeitung schreibt. Ein 60 Mann starker Polizeieinsatz folgte, ein "Zugriffstrupp" wurde in die Menge geschickt, um die Technik zu konfiszieren. Die Leute wehrten sich und es kam zu Auseinandersetzungen, nach denen die Polizei gezwungen war, die Geräte wieder herauszugeben. An diesen entstand jedoch Sachschaden von 7 000 Mark. Mit eigenem Generator und etwas leiser wurde die Party dann fortgesetzt und ging gegen 21 Uhr friedlich zu Ende.

Amüsant ist nach diesem polizeilichem Fehlschlag die Auseinandersetzung. Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes traf schutzlos vor Ort ein, als die Polizei mit allen Kräften schon abgezogen war. Ihrer Aufforderung nach völliger Ruhe, die ihr vom Einsatzleiter und dem Chef des Ordnungsamtes befohlen wurde, kamen die mit eigenem Stromaggregat ausgerüsteten Leute nicht nach, so daß sie der Deeskalation wegen die auch befolgte Auflage nach leiserer Musik und Müllbeseitung erteilte. Das reicht der Polizei nicht - sie will für ihr Versagen nun diese Ordnungsamtmitarbeiterin verantwortlich machen, die sich über Absprachen hinweggesetzt habe, und auch gegen sie ermitteln.
Dabei scheinen sie und Landrat Udo Drefahl, der froh ist, daß nicht noch mehr passiert ist, einzig vernünftig zu sein. "Das Kreisordnungsamt unterstützte gestern die Haltung der Polizei, wonach Frau Schmidt eigenmächtig und gegen jede Absprache entschieden habe," heißt es in der SVZ.

Doch nicht nur die Legislative hat so ihre Probleme, sondern auch die Presse. Während die Ostseezeitung die Ereignisse moderat kommentiert, wird in der SVZ die Polizei mit ihrer Behauptung einer getarnten "Techno-Veranstaltung vermutlich ultralinker Kräfte" zitiert. "Die Beamten wurden sofort angegriffen, mit Flaschen, Steinen und Dreck beworfen. Die offenkundig Kämpfe mit der Polizei gewöhnten jungen Leute rückten den Beamten sofort auf die Pelle, versuchten, Helme abzustreifen und an die Pistolen zu kommen," heißt es dort weiter.
Schon aufgrund der Heiterkeit der Ereignisse ist zu hoffen, daß solche "reclaim the beach"-Partys keine Seltenheit hierzulande bleiben. Vielleicht schauen dann einige Köpfe McPomms auch mal aus ihrem Provinzmief mit seinem Gewohnheitstrott heraus und herum, anstatt sich immer nur zu fragen, warum die "Jugend" diesem entflieht.

28.08.2001
mit Kaugummi den Kapitalismus ärgern?

In Greifswald wurden bereits zum vierten Mal der Geldautomat und der Kontoauszugsdrucker einer Bank verklebt, die die Ostseezeitung meldet. "Dabei wird Kaugummi in die Schlitze geschmiert und mit einer Karte ins Lesegerät nachgeschoben. Durch die Wärme wird das Kaugummi dünn und beschädigt die hochwertige Technik," heißt es. Der Schaden beträgt pro Gerät für die Bank immerhin 6 000 Mark.
Bleibt nur die Frage, ob die Täter wegen eventueller Kamera-Überwachung überführt werden können. Und wird eventuell die Karte, mit der mensch sich Zugang zur Bank verschafft, registriert?

28.08.2001
in Waren herrscht Normalität

Im Innenministerium hält mensch Waren nicht für eine "auffällige Region" in Sachen Rechtsextremismus, heißt es in der Regionalausgabe des Nordkuriers für Waren-Müritz. Trotz wiederholter NPD-Aktionen - nach der letzten NPD-"Mahnwache" überfielen mehrere Nazis am Abend einen Jugendlichen -, trotz wiederholter Zusammenkünfte von Nazis, die in Propagandadelikten oder Gewalttaten enden, und trotz der Präsenz von "Zutt's Patrioten-Treff" in der Stadt. Schwerpunkte gewaltbereiter Rechtsextremisten seien dagegen Rostock/Bad Doberan, Wismar, Greifswald sowie die Kreise Ludwigslust, Ostvorpommern, Uecker-Randow, und Mecklenburg-Strelitz.
Nach Auskunft des Innenministeriums seien MAEX und BGS schon im Vorfeld über das geplante Fascho-Treffen am Volksbad in Waren informiert gewesen, bei dem dann "Heil Hitler"-Rufe und verfassungsfeindliche Lieder von sich gegeben wurden.
Das rechte stoertebeker.net behauptet übrigens, daß antifaschistische Sharp-Skins zusammen mit rechtsextremen Skinheads zusammen gefeiert hätten, um dann Lieder anzustimmen, um die Rechten zu diskreditieren. NPD-Anhänger, die sie daran hindern wollten, "wurden von der Polizei mit Ausgehverbot bedacht"...

27.08.2001
Helden der Nation

Jubel, Trubel, Heiterkeit - wo sich Propeller drehen, tollkühne Piloten Herzen aus Kondensstreifen fliegen und modernstes Gerät bestaunt werden kann, da fühlt sich der Opa erinnert, Papi in seinem Element und Sohnemann stolz.
Das Jagdgeschwader 73 vom Fliegerhorst Kronskamp hatte vergangenen Sonnabend zum Tag der offenen Tür geladen; mehr als 150 000 Menschen kamen, um "waschechte Helden und Technik, die begeistert," zu bewundern, wie es die Ostseezeitung berichtet. Da fliegen MiG-29s "liebevoll" herum, "trudeln" Fallschirmspringer zu Boden und können Kinder mit MGs auf Passanten schießen. "Natürlich ohne Munition. Es macht nur Klack, klack, klack. Papa steht stolz daneben. 'Schießen verlernt man nicht. Das ist wie Radfahren.'"

Da kann mensch sich wirklich freuen. Unsere Bundeswehr: liebevoll bombadierten unsere Helden also Serbien, mit einem Lächeln im Gesicht werden sie in Mazedonien ihre MGs auf die Leute richten und frohen Mutes werden die tollkühnen Fallschirmspringer bei der nächsten Kriegsintervention mit Blumen im Gewehr zur Erde segeln, um dort freudig herumtollend gegnerische Truppenverbände auszuschalten.

Knapp ein Dutzend Kriegsgegner von der Friedensinitiative Güstrow hatte sich ebenfalls eingefunden. Mit Transparenten ("Widerstand gegen deutsche Großmachtpolitik ist Pflicht, nicht kriminell") und Infomaterial wurde auf Ideen einer Abschaffung der Bundeswehr und Kritik an der Interventionspolitik der Bundesrepublik aufmerksam gemacht. "Das Interesse dafür war jedoch nicht sonderlich groß," berichtet ein Teilnehmer, wenn auch vereinzelt die Besucher Unterstützung zeigten und ein älterer Herr sogar extra zur Teilnahme am Protest kam.
Gut, daß der technik-verspielte Redakteur der Ostseezeitung besser Bescheid weiß über die Protestierer als sie selber - "man muss keine Ahnung haben, um demonstrieren zu dürfen," attestiert er ihnen.

Genau das hat auch die Vorführung der Bundeswehr gezeigt - es reicht, wenn die Besucher den Glanz der Flugzeuge bestaunen. Weshalb und wohin sie fliegen, davon muß man keine Ahnung haben.

27.08.2001
rechtes Treffen in Waren-Müritz von Polizei aufgelöst

Ein Treffen von knapp 50 Leuten wurde am vergangenen Freitag gegen 21 Uhr am Volksbad in Waren-Müritz aufgelöst, weil "Lieder mit verfassungsfeindlichem Inhalt und "Heil Hitler"-Rufe zu hören waren", berichtet die Lokalausgabe des Nordkuriers. Aus der Gruppe seien laut Polizeiangaben 35 Leute der "rechten Szene" zuzuordnen, von 47 Personen, alle zwischen 16 und 25, wurden die Personalien aufgenommen. Außerdem wurde eine Strafanzeige wegen "Volksverhetzung und Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen" gestellt.

25.08.2001
Kampf der Köpfe - Streit um das stoertebeker.net

Interessant geht es im Vorfeld der bislang verbotenen NPD-Demonstration im Norden zu. Die NPD Greifswald hatte vor einigen Tagen eine Distanzierung vom stoertebeker.net veröffentlicht, gleichzeitig den Link zu dem Neonazi-Propagandadienst gelöscht. Später wurde diese Meldung mit dem Hinweis auf eine gecrackte email-Adresse gelöscht und hingewiesen, daß der Aufmarsch wie geplant stattfinden würde. Der Link jedoch ist noch immer verschwunden, während gleichzeitig auf den Seiten des rechtsextremen Freien Info Telefons eine Distanzierung des Kameradschaftsbundes Usedom, der NPD Greifswald und "vieler freier Nationalisten" von "einem Redaktionsmitglied des stoertebeker.net" zu finden ist. Seine Handlungen werden dort als kontraproduktiv, spaltend, selbstherrlich, unkameradschaftlich und egoistisch bezeichnet.

Das wird Axel Möller, den angesprochenen und sich gerade im Urlaub befindlichen "freien Nationalisten aus Stralsund", nicht freuen. Seit Jahren meldet er täglich per Internet hübsch braun gefärbt Kommentare zu Ereignissen aus Deutschland und besonders dem mecklenburger Raum. Konnte er dafür bei Gesinnungsgenossen Lob ernten, entlockte er der platten Inhalte, journalistischen Dilettanz und vergeblich zur Schau gestellten Intelligenz wegen nur hier und da ein müdes Lächeln beim vielbeschworenen "politischen Gegner".
Auch fern des Internets war Möller aktiv. "Inner- und ausserhalb der Szene gilt Möller als ideologischer Kopf mit ausgesprochenem Führungsanspruch. Durch seine dominierende und narzistische Auftretensweise kam es bereits vor einigen Jahren zum Bruch innerhalb der Stralsunder NPD, dem zu dieser Zeit aktivsten Kreisverband im Land. Die Folge war eine Pulverisierung der dortigen NPD," heißt es auf der Seite des Zeitschriftenprojekts Likedeeler-online. Nachdem er in Greifswald mit Maik Spiegelmacher ein neues Mündel gefunden hatte, das nach außen hin seine Ideen vertreten konnte, entstand dort ein aktiver NPD-Kreisverband, der Bürger- und Schülerinitiativen anleierte und sich nun sogar an einer Schülerzeitung versuchen will.
Bei Likedeeler-online heißt es, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis Möllers "affektierter Intellektualismus mit den eher simplen Gemütern der Greifswalder NPD kollidieren mußte." Möglich ist natürlich auch, daß es einfach die typische Konkurrenz zwischen örtlichen rechten Führern mit Möller auf der einen und verdeckter agierenden Gestalten aus der Kameradschaftsszene auf der anderen Seite ist, die AntifaschistInnen nun schmunzeln läßt. Von der Gefährlichkeit von Rechtsextremismus, die praktisch momentan noch eher auf der Straße zu finden ist, und einem unablässigen Handeln gegen Rechts sollte sie jedoch nicht ablenken.

23.08.2001
Global Action Day in McPomm - Aktionen in Greifswald und Malchin

"Genua war Mord, Widerstand an jedem Ort" - der Global Action Day am 20. August als Reaktion auf den brutalen Polizeieinsatz gegen GlobalisierungskritikerInnen fand auch in McPomm statt. Ein Transparent mit dem Spruch wurde in der Nacht zu Dienstag am Rathausbalkon von Malchin befestig.
Verwirrung bei den lokalen Oberhäuptern. Da muß natürlich Anzeige erstattet werden - doch weshalb? Meinungsäußerung ist nicht strafbar, Hausfriedensbruch nicht nachzuweisen. Wenigstens eines ist sich der Bürgermeister sicher: dies sei "nicht die offizielle Haltung der Stadtverwaltung zu dem G-8-Gipfel im Juli in Genua", heißt es in der Regionalausgabe des Nordkuriers für Malchin.
Weiter weiß jedoch der Polizei-Chef Holger Lengsfeld. Er sieht einen Zusammenhang zwischen den Aufhängern und Menschen, die während des G8-Gipfels die Scheiben einer Deutsche Bank-Filiale eingeworfen haben. Gut, daß es noch solche praktisch deutsch denkenden Menschen in Malchin gibt. Diese wittern die Gefahr und wissen, daß Linksradikalität auch in McPomm allgegenwärtig ist. Wer heute Sprüche klopft, könnte ja gestern schon ein Terrorist gewesen sein.

Auch in Greifswald wurde der Global Action Day zum Anlaß genommen, auf die Repression gegen GlobalisierungsgegnerInnen aufmerksam zu machen. Folgendes war bei Likedeeler-online am 20. August zu lesen:

Bereits am Tag nach dem Tod von Carlo gab es eine spontane Demonstration in Greiswald und auch heute fanden sich in der Greifswalder Innenstadt einige Menschen zu eine Aktion zusammen. An verschieden Stellen wurden die Schüsse und die Polizeigewalt szenisch in einer Performance dargestellt. Dazu wurden erschütternde Berichte von TeilnehmerInnen an den Protesten in Genua vorgelesen und Flugblätter verteilt. Die Reaktionen der PassantInnen reichten von geschäftiger Ignoranz und verwundertem Interesse. Alles in allem aber ein Erfolg, denn in dieser Stadt und dieser Region mit ihrer zähen Lethargie ist ein Engagement im globalen Sinne leider keine Selbstverständlichkeit.

Mit dem Aktionstag wurde auf das brutale Vorgehen der Polizei und der Carabineri gegen den G8-Protest in Genua reagiert. Bei den Protesten, die in unterschiedlichsten Formen von friedlichen Demonstrationen über zivilen Ungehorsam bis zu militanten Aktionen stattfanden, wurde ein Mensch von einem Carabineri erschossen und Tausende wurden bei brutalen Überfällen verletzt.

23.08.2001
Nazi-Konzert gar keines gewesen? - Diskussion um Polizeieinsatz in Uecker-Randow

Ein mögliches rechtsextremes Konzert war vielleicht gar keines. Die nicht genehmigte Veranstaltung am 25. Juni in Kuhlmorgen, die von der Polizei aufgelöst und als rechtsstehend bezeichnet wurde, sei eher der Black Metal-Szene zuzuordnen. Gespräche mit Besuchern, Anwohnern und einem Bandmitglied hätten das ergeben, meint der dortige PDS-Kreisvorsitzende Gerd Walther. Er wehrt sich dagegen, daß polizeiliche Pauschalisierungen die Besucher in ein rechtsgerichtetes und kriminelles Licht stellen.
Die pasewalker Kripo jedoch beharrt auf ihrer Position. Deren Chef Detlef Stüwert teilte dem Nordkurier mit, daß nicht nur viele der MAEX bekannte Gesichter vor Ort gewesen seien, sondern Kuhlmorgen auch ein Ort wäre, an dem sich Rechtsextremisten immer wieder gerne versammelten. Deshalb sei die Polizei für Veranstaltungen dort sehr sensibel.

23.08.2001
braune Kleckse in Hagenow

Ein brauner Klecks, mehr war es nicht, was sich in Hagenow am vergangenen Sonnabend blicken ließ. Während ein erschreckender Haufen von fast eintausend Neonazis im bayrischen Wunsiedel unbehelligt marschierte, gingen in der mecklenburgischen Kleinstadt zwischen 50 und 80 Faschos auf die Straße, um sich gegen die angeblich ihnen gegenüber angewendete Intoleranz zu positionieren. Angeführt wurden sie vom Altnazi Klaus Bärthel aus Ludwigslust, Reden hielten Axel Möller, als "freier Nationalist" Macher des stoertebeker.nets, und Stefan Köster, stellvertretender Kreisvorsitzender der örtlichen NPD.
Erfreulicherweise und überraschend gab es doch Protest gegen den braunen Haufen. Etwa zwanzig Leute begleiteten den Marsch mit Trommeln und Sprechchören, Transparente verkündeten "NPD - Nutzloseste Partei Deutschlands", Flugblätter meinten "Hagenow braucht kein hässliches Braun!". Und alle Geschäfte hatten schon ab 11 Uhr aus Angst vor Ausschreitungen geschlossen.
Welchen Sinn die Nazis in ihren häufigen Demonstrationen in letzter Zeit mit stetig sinkenden Teilnehmerzahlen in McPomm sehen, ist fraglich. Sicher ist jedoch, daß sie immer und überall auf Widerstand und Protest stoßen.

15.08.2001
Imaginieren für Deutschland

Nicht so erfolgreich scheinen NPD-Infostände zu sein, die die Rechtsradikalen als neues politisches Mittel auserkoren haben, um nationale Strukturen vor Ort aufzubauen oder zu stärken. Wenn mal nicht von couragierten Menschen verhindert wird, daß die Rechten überhaupt zum Verbreiten ihrer Propaganda kommen, bringen ihnen die Passanten Ignoranz entgegen. So erging es auch einem NPD-Stand in Wolgast auf dem Thälmannplatz, der laut Polizeiangaben in der Regionalausgabe des Nordkuriers für Usedom von vier Leuten besucht wurde.
Es sei an eine Mahnwache der NPD in Waren-Müritz am 4. August erinnert, die in drei Stunden von nicht einmal zehn Passanten besucht wurde und damit ein ähnliches Schicksal erlitt.
Das rechtsextreme stoertebeker.net unterdessen rühmt die Szene für den Stand und Flugblattaktionen in der Umgebung. Dort heißt es, daß die Menschen "interessiert bis zustimmend und herzlich" auf die NPD-Anhänger reagierten. Na ja, setzt man noch genervt oder erbost dazu, könnten Kritiker behaupten, daß die Stimmung aller vier Standbesucher eindeutig getroffen wurde...

12.08.2001
Fascho-Aufmarsch in Greifswald vorerst verboten

Die geplante Demonstration der NPD in Greifswald "Gegen Krieg und militaristischen Größenwahn!" in Greifswald am 1. September ist vorerst von der Stadt verboten worden. Neben einer vermuteten Störung der öffentlichen Ordnung wird die Völkerverständigung "unmittelbar gefährdet und gestört", wie es in der Verfügung heißt, da der 1. September als Weltfriedenstag in Deutschland "große Bedeutung und Symbolkraft" besitzt.
Die NPD hat natürlich im üblichen hochtrabenden Ton Widerspruch eingelegt und erwartet nun, daß "das Oberverwaltungsgericht die Verbotsgegründung vermutlich in der Luft zerreißen und zu Konfetti verarbeiten wird".
Obwohl die Begründung der Bedrohung der Völkerverständigung so neu ist wie die Provokation der Nazis, am Weltfriedenstag marschieren zu wollen, ist es aufgrund bisheriger Erfahrungen wahrscheinlich, daß das Gericht die Versammlungsfreiheit höher stellen wird und das Verbot aufgehoben wird.

10.08.2001
Meinungsfreiheit für Nazis in Hagenow!

Auf nicht viel Widerstand wird die Demonstration der Ludwigslust-Hamburg-Connection am 18. August in Hagenow stoßen, wo freie Nationalisten für ihre Meinungsfreiheit marschieren wollen. Beginnend um 11 Uhr will man vom Schützenplatz über die Königsstraße und die Löwenhelmstraße zum Lindenplatz begeben, wo eine Kundgebung stattfindet. Dann gehts die Bahnhofsstraße zur Fritz Reuter-Straße entlang und von dort aus über Heinke- und Poststraße zum Bahnhof. Neben Klaus Bärthel sind Jürgen Witt und René Dubbe als Veranstalter angegeben, mitgetragen wird der Spaß natürlich von der üblichen hamburger Clique und ihrem Organisationswirrwarr um Christian Worch.
Es werden ca. 100 bis 150 Faschos erwartet. Gegenveranstaltungen sind bis jetzt weder angemeldet noch angekündigt und es ist der bisherigen Erfahrungen wegen unwahrscheinlich, daß in der Kleinstadt im Südwesten Mecklenburgs etwas passieren wird.

Alltag in McPomm

28.08.2001 Einen rechten Hintergrund in einer Massenschlägerei von etwa 25 Leuten in Bützow in der Nacht vom 24. zum 25. August sieht die Polizei nicht. Nachdem die Polizei zum Markt anrückte, wurde sie dort von ca. 10 bis 15 Leuten mit Steinen beworfen. Die MAEX hatte ihren Dienst schon vorher beendet und die "Gewaltbereiten" seien nicht als Skinheads erkennbar gewesen, wie es von Seiten der Polizei heißt.

27.08.2001 In Waren-Müritz wurde am Abend des 24. August ein Treffen von knapp 50 Faschos am Volksbad aufgelöst, als aus der Menge "Heil Hitler" gerufen und Lieder mit verfassungsfeindlichem Inhalt gesungen wurden.

15.08.2001 NPD-Anhänger verteilten am 14. August Infomaterial in Wolgast und Umgebung und hielten einen Infostand ab, der laut Polizeiangaben von vier Passanten besucht wurde.

In Wismar wurde gestern Rudolf Heß-Propaganda verteilt und aus einem Auto heraus in die Stadt geworfen.

14.08.2001 Eine Tankstelle in Schwedt in Nordbrandenburg suchte die MEGA in der Nacht zum 12. August auf, weil dort aus einem Auto laut rechtsradikale Musik erklang. Die CD wurde vorerst beschlagnahmt.

13.08.2001 Auf Usedom ist in den Orten Ahlbeck und Bansin wieder die übliche Heß-Propaganda in der Stadt aufgetaucht.
Ein 19jähriger Mann aus Anklam wurde in Zempin von vier Jugendlichen angegriffen, geschlagen und getreten. Er mußte im Wolgaster Krankenhaus ambulant behandelt werden.

12.08.2001 In Usadel im Kreis Mecklenburg-Strelitz haben Unbekannte ein Hakenkreuz auf den Gehweg geschmiert. Die Polizei hat nach der Aufnahme der Anzeige wegen des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen alle Bürger darum gebeten, sie bei derartigen Sachen unverzüglich zu informieren.

10.08.2001 Wegen Rufmord wird in Anklam ermittelt. Dort und in der Umgebung wurden Flugblätter mit Foto, Adresse und Arbeitgeber eines jungen Mannes verteilt, die unter der Überschrift "Achtung Drogendealer" auffordern: "Haltet eure Kinder von diesem jungen Mann fern." Der rechtlich unbescholtene Betroffene stellte umgehend Anzeige bei der Polizei. "Unbestätigt blieben bislang Gerüchte, wonach sich die rechte Szene mit der Schmähschrift an einem Abtrünnigen rächen will", meldet der Nordkurier.

09.08.2001
In Anklam und Ueckermünde und Pasewalk wurden Flugblätter der Republiker verteilt. Die wohl bundesweit erhältlichen Flugis bezeichnen als Ansprechpartner "Die Republikaner - Kreisverband UER i.G.". Die Partei hat in McPomm etwa 150 Mitglieder und entfaltet äußerst selten Aktivitäten, zuletzt bei den Landtagswahlen 1998 und der Wahl des Oberbürgermeisters von Stralsund.

In Strasburg sind schon wieder die üblichen Rudolf Heß-Aufkleber und -Plakate aufgetaucht. Schon am 6. August wurden welche geklebt.

In Mewegen bei Pasewalk denunzierte ein Anwohner "merkwürdige Personen" beim BGS. Dieser fand in einer Erdkuhle unter Zweigen versteckt zwei Männer und eine Frau ukrainischer Nationalität ohne Visum, die sofort nach Polen abgeschoben wurden.

Der Stadtteil Groß Klein in Rostock wurde graffititechnisch von Nazis heimgesucht. Rudolf Heß-Sprüche wurden auf Fassaden und Gehwege gesprüht. Die Kripo ermittelt und sucht Zeugen in der Bevölkerung.

08.08.2001
Doris macht mobil

Briefe schreibt sie gerne. Schon vor der Bürgermeisterwahl, bei der sie ganze 2% bekam, machte Doris Zutt auf sich aufmerksam, indem sie plump die Politik der kommunalen Entscheidungsträger kritisierte und übliche rechte Rhetorik abließ. Nun hat Doris wieder geschrieben. Es geht um ihren Laden, Zutts Patrioten-Treff, den sie in die Innenstadt verlegen will. Dem Bürgermeister schlägt sie vor, von dem Vorkaufsrecht der Stadt für das jetzige Domizil des Nazi-Ladens Gebrauch zu machen. Sollte er dies nicht tun, würde die NPD in dem Haus in der Mozartstraße ein Schulungszentrum und die Kreis- und Landesgeschäftsstelle einrichten. Also versuchen, aus der Stadt eine nationale Hochburg zu machen. Der Bürgermeister teilte mit, daß die Stadt ihr Vorkaufsrecht nicht in Anspruch nehmen würde.
Im Telefongespräch mit der Regionalausgabe des Nordkuriers für Waren-Müritz konkretisierte Doris: Da der Bürgermeister also nicht kaufen will, will er das NPD-Zentrum und eine nationale Hochburg Waren. Schön einfach für rechte Dummköpfe. Arg billig für den Rest der Menschheit.
In der Müritz-Stadt ist mensch von den Aktivitäten der NPD nicht begeistert. Ein Infostand der Partei am vergangenen Sonnabend wurde von Einwohnern weiträumig gemieden oder mit bösen Kommentaren bedacht und von Touristen aus sicherer Entfernung bestaunt. Die Drohungen von Doris Zutt nimmt man eher mit Spott auf. "Um aus Waren eine "nationale Hochburg" zu machen, bedarf es mehr als einer Doris Zutt und ein paar halbwüchsiger "Glatzen", die mit einem einfachen Gespräch schon restlos überfordert sind. Das Gros der rund 22 000 Müritzstädter will weder eine NPD-Zentrale noch einen Patriotentreff. Das Einzige, womit die "eingereiste" Geschäftsfrau die Warener begeistern könnte, wäre eine Aussage von ihr, dass sie wieder dahin zurückgeht, wo sie hergekommen ist."
Doch dort ist die Beliebtheit der Zutts bei den Kommunalwahlen von 23 auf 8 Prozent gefallen. Ob sie also in Ehringshausen willkommen ist?

08.08.2001
Touris gegen Rechts

Gegen zunehmende rechtsextreme Aktivitäten in dem Urlaubsgebiet Usedom will sich jetzt der Skål-Club engagieren. In dieser weltweit tätigen Vereinigung sind Gewerbetreibende zusammengeschlossen, die im Tourismus-Bereich tätig sind. Im Kreis Anklam wurden, wie schon gestern die Regionalausgabe des Nordkuriers für Anklam berichtete, Rudolf Heß-Aufkleber und -Plakate gefunden. Außerdem wurden gestern im Stadtgebiet von Usedom zum scheinbar wiederholten Male mehrere Hundert rechtsextreme Flugblätter verteilt, über deren Inhalt jedoch nicht berichtet wird. Auf der Suche nach den Tätern tappt die Polizei hier jedoch genauso im Dunkeln wie bei der nach jenen, die vergangene Woche Exponate der Anne Frank-Wanderausstellung mit rechten Parolen beschmiert hatten.
Ach ja, und ein NPD-Infostand ist in Wolgast demnächst auch geplant.
Der Skål-Club will vor allem auf Zeitschriftenläden- und Tankstellenbesitzer einwirken, die rechtsradikale Zeitungen und Zeitschriften im Angebot haben. Erfolge, so wird berichtet, seien schon erzielt worden. Auch die Zusammenarbeit mit der neuen Landrätin Barbara Syrbe, PDS, wird gesucht, die ein breites Bündnis "aller Hoteliers und Gastronomen gegen Rechts" gefordert

07.08.2001
Himmelsstürmerei für den Friedensflieger? - mal wieder Rudolf Heß-Aktionen

Die Mitte des Monats naht, da wird es für die Ewiggestrigen Zeit, mal wieder den ollen Rudolf aus der Mottenkiste zu holen. "Rudolf Heß, Märtyer des Friedens" prankt es alljährlich um den 17. August, dem Tag, an dem sich Heß '87 im Gefängnis das Leben nahm, von Aufklebern und Plakaten. Dieses Jahr wird der ewig selbe Propagandakram von dem JN-Verband "Nordmark" herausgebracht.
Die Regionalausgabe des Nordkuriers für Anklam meldet heute, daß im gesamten Kreisgebiet Plakate und Aufkleber aufgetaucht sind. Für Stralsund meldet das rechtsextreme stoertebeker.net ähnliches, in Schwerin und auch Neustrelitz wurden Aufkleber und Plakate gesichtet. Sicherlich sind das nur Beispiele für den jährlichen Ritus, der auch im Rest von McPomm stattfindet.
Ein nach den von Demonstrationsverboten gekennzeichneten letzten Jahren mal wieder stattfindender Heß-Aufmarsch ist für den 18. August im bayrischen Wunsiedel geplant.

Neonazis leugnen seit Jahren den Selbstmord des Hitler-Stellvertreters Heß und behaupten, es sei Mord durch den britischen Geheimdienst gewesen. Weiterhin bezeichnen sie ihn als "Friedensflieger", der mit seinem Flug nach Großbritannien 1941 den Frieden zwischen diesem und dem Deutschen Reich gesucht habe. Die Bewertung dieser Tat ist bei Historikern umstritten, eine anfängliche These, er wollte so Deutschland den Rücken während des Krieges gegen die Sowjetunion freihalten, wurde abgelehnt. Vielmehr ist es unausgesprochener Konsens, daß der Flug rational nicht völlig ergründbar ist.
Nicht so bei Neonazis. Während Adolf Hitler Heß nach dem Flug für verrückt erklärte, ist er der Friedensstifter der rechten Szene. Dort wird wahrscheinlich auch sein Engagement in der Wehrmacht gegen revolutionäre Kräfte der Weimarer Republik geehrt: Er war an der Niederschlagung der münchener Räterepublik beteiligt und somit einer der Mörder von mindestens 500 Menschen. Zur Bekämpfung der Roten Ruhrarmee später meldete er sich freiwillig.
Adolf Hitler verhalf er als Privatsekretär zu Kontakten zu Großindustriellen, war nach dem 30. Januar wesentlich an der Einführung der Wehrpflicht, der Eingliederung Danzigs und der Schaffung des polnischen Generalgouvernements und damit der blutigen Politik des Deutschen Reiches beteiligt.

07.08.2001
Daniel Eggers ausgeklungen - Selbstmord von Daniel Eggers

Wie die Ostseezeitung meldet, wurde gestern die Leiche des rechtsextremen Liedermachers Daniel Eggers im Kiebitzmoor in Grevesmühlen, Nordwestmecklenburg, gefunden. Die Polizei geht von Selbstmord aus, ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden. Daß der Selbstmord Folge des versuchten Ausstiegs aus der rechten Szene war, hält sie für unwahrscheinlich, weil in seinem Auto indizierte CDs gefunden wurden.
Der 25jährige war einer der bekannteren Liedermacher der rechtsextremen Szene. Vergleichbar zum Beispiel mit Frank Rennicke machte er Balladen, die textlich billig und typisch schnulzig die deutsche Vergangenheit, das deutsche Volk oder sonstwas deutsches zum Thema hatten.

06.08.2001
Doris' Mündel, Teil 2 - rechte Schläger in Waren-Müritz

Ein abwechslungsreicher Aktionstag war der vergangene Sonnabend wahrscheinlich für die NPD-Kameraden, die sich in Waren-Müritz zusammengefunden hatten. Wurde der Nachmittag mit einer "Mahnwache" überbrückt, bei man eifrig Rennicke hörte und Fähnchen halten dürfte, aber auch mal spontan Jugendlichen drohte, ihnen das "Gesicht geradezurücken", die "Judennase" zu brechen und sie abzustechen, wurde auch der Abend in den Dienste Deutschlands gestellt.
Wie die Lokalausgabe des
Nordkuriers für Waren meldet, hatten dort etwa fünfzehn der "rechten Szene" zuzuordnende Menschen ausländerfeindliche Sprüche gebrüllt und sich dann auf einen 22jährigen Mann aus Dortmund gestürzt und auf ihn eingetreten. "Auch nachdem der junge Mann versuchte, zu flüchten, ließen sie nicht von ihm ab. Weiter traten und schlugen sie ihn, der 22-Jährige musste schließlich im Warener Klinikum behandelt werden."
Die Polizei konnte noch fünf Verdächtige antreffen, von denen sie drei vorübergehend festnahm. Nach einem Auto mit stralsunder Kennzeichen, das zur Flucht genutzt wurde, wurde erfolglos gesucht. Wie der Buschfunk meldet, waren für die NPD an dem Tag außerdem Leute aus den Kreisen Demmin, Nordwestmecklenburg und Mecklenburg-Strelitz angereist.

04.08.2001
Doris Zutt und ihre Mündel - Morddrohung bei NPD-Infostand in Waren-Müritz


Folgende Info wurde uns per email geschickt. Danke!

Etwa zwanzig NPD-Anhänger haben heute in Waren/Müritz von 12 bis 15 Uhr einen Infostand veranstaltet. Weniger als ein Dutzend Passanten besuchten jedoch in den drei Stunden den von Fahnenträgern umringten und von Frank Rennicke-Musik beschallten Stand; boten doch die Glatzen in Springerstiefeln, in der Menge Doris Zutt, ein zu martialisches Bild. Drei sehr kurze Redebeiträge wurden gehalten, einer auch von Lutz Dessau, gegen dessen Entlassung die NPD erst letzte Woche in Rostock demonstrierte.

Unserem kleinen Reisegrüppchen, das aus der Entfernung das Geschehen beobachtete, statteten die Nazis auch mal einen Besuch ab. Wir wurden zur Diskussion an den Stand gebeten, doch dort konnte man uns nur als Drogenabhängige beschimpfen, die Steine schmeißen und sonst zugedröhnt in der Ecke liegen. Ohne, daß wir die Leute irgendwie beleidigt oder veralbert hätten. Nix mit Verstand und Friedfertigkeit, für die sich die Nazis immer rühmen.

Nachdem wir es uns dann wieder am Eiscafe gemütlich gemacht hatten, statteten uns noch einmal zwei Nazis einen Besuch ab. Ohne, daß einer von uns etwas gesagt hat, wollte einer von ihnen mit einem hinter die nächste Ecke, "um sein Gesicht geradezurücken", seine "Judennase" zu brechen. Er schlug vor, daß der Jugendliche doch seinen Kopf ein wenig tiefer nehmen solle, damit er mit seinen Springerstiefeln rauftreten könne. Nachdem dieser nicht auf die Provokationen einging, meinte er, er würde nach dem Ende der Mahnwache wiederkommen und sein Messer mitbringen, um den Jugendlichen abzustechen, auch, wenn er ihn dazu erst hinter die nächste Ecke schleifen müßte. Eine andere Jugendliche bezeichnete er als "Döner-Fotze", die gefälligst ihr Maul halten solle. Die selben beiden NPD-Anhänger hatten sich vorher noch der Vernunft gerühmt, fanden es aber auch gerechtfertigt, wenn "man Asylbewerberheime anzündet".

Ziemlich überrascht von der Blöße, die die Nazis sich bei einer öffentlichen Veranstaltung geben, wenn sie mal auf keinen Protest gegen ihr menschenverachtende Meinung stoßen, machten wir uns dann langsam auf den Heimweg.

01.08.2001
Punks als Standortfaktor entdeckt

Tourismus ist alles, Image ist wichtig. Was in unzähligen mecklenburgischen Dörfern und Städten täglich an rechter Gewalt passiert, interessiert niemanden als die Opfer - weder Anwohner, Polizei, Ämter noch Medien. Doch in den Aushängeschildern des Landes, dort, wo Weltbürgertum hochgeschrieben wird, muß alles ordentlich sein. Obdachlose, Alkoholiker, Sauf-Nazis oder auch Punks sind hier unerwünscht, werden belächelt oder beschimpft. Mehr wird ja noch nicht toleriert...
In den Neuesten Norddeutschen Nachrichten erbost mensch sich heute darüber, daß eine Gruppe von sechs-sieben Punks angetrunken durch Warnemünde gezogen ist. In Rostock, wo es niemanden kümmert, wie freizügig Neonazis in den Neubau-Vierteln agieren, wurde gleich der für Besucher zugängliche Leuchtturm in dem Touri-Zentrum zugeschlossen, den die Gruppe scheinbar besuchen wollte. Die pöbelten enttäuscht über diese Ungerechtigkeit oder die Vorurteile ein wenig rum, entfernten sich dann scheinbar, als sie in einiger Entfernung Polizisten sahen.
Ein ach so großer Schock bei der Leuchtturmbesatzung. Sie wollten sich mit Gewalt Einlaß verschaffen, erzählen sie schockiert. Mit welchen Mitteln? Nun, einer vereinzelten Flasche, die mal die Tür traf. Und es werden Geschichten gesponnen - sicherlich wären Flaschen geworfen worden, wenn ein Besucher den Turm verlassen hätte. Und er wäre bestimmt noch bei lebendigem Leibe gefressen worden.
Ein gefundenes Fressen dafür für die öffentliche Meinung. Videoüberwachung, schärfere Kontrollen, mehr Polizeipräsenz, juchhe!, Assis raus. Kopfgelder auf unerwünschte Leute wie Sprayer in Schwerin aussetzen, kräftig Denunzieren. Aber eigenverantwortlich handeln, mal vernünftig das Gespräch suchen, bloß nicht. Das, und das offenbart der Zeitungsartikel zwischen den Zeilen, wurde auch in Warnemünde nicht versucht. Lieber werden Menschen ausgegrenzt, wenn sie nicht ins Bild passen. Ist es dann nicht nachvollziehbar, daß die sich aufregen...?