links-lang fetzt!

"Rassistischer Übergriff auf kurdischen Asylbewerber in Boizenburg"

Linke Gruppen rufen zu Demonstration gegen rassistische Übergriffe und die bundesdeutsche Flüchtlingspolitik am 22. Dezember in Boizenburg auf.

14.12.2007

Eine Mitteilung verschiedener antirassistischer Gruppen.

Am Sonntag, den 25.11.07 kurz nach 21 Uhr wurde nahe vom Bahnhof Boizenburg / Elbe ein kurdischer Asylbewerber aus der Türkei auf offener Straße von Rassisten misshandelt. Aggressiv fragte ihn jemand aus einer Gruppe, die vor dem Bahnhof stand, ob er Ausländer sei. Als er bejahte, schlugen fünf Männer mit Fäusten, Flaschen und Bierdosen auf ihn ein. Der blutende Mann versuchte, sich in einen Kiosk in der Nähe vom Bahnhof zu retten. Die Frau, die dort arbeitete, hatte ihn vor dem Übergriff laut gefragt, ob er Ausländer sei. Darauf hatte er nicht geantwortet. Jetzt, wo er sich vor den prügelnden Rassisten retten wollte, verwehrte ihm die Frau Hilfe im Kiosk. Dieser Vorgang animierte noch mehr von den ausländerfeindlichen Schlägern, auf den Kurden einzuprügeln. Ungefähr 20 Rassisten misshandelten ihn, ohne dass irgendjemand zur Hilfe kam. Schließlich gelang es ihm zu fliehen.

Im Lager Horst, wo der Asylbewerber leben muss, rief ein Freund einen Arzt. Dieser überwies ihn nach der Notversorgung ins Krankenhaus nach Hagenow, wo er drei Tage wegen Gehirnerschütterung und Prellungen, vor allem des Brustkorbs, behandelt wurde. Auch eine Woche nach dem Überfall leidet der Mann an Schmerzen und muss weiter Medikamente nehmen. Eine psychiatrische Behandlung wegen des Traumas verweigert die Lagerärztin.

Obwohl die Polizei wegen der Heimreise von Hansa Rostock Fans vom Spiel in Hamburg in der Nähe war, musste der Misshandelte nach seinem Krankenhausaufenthalt selber Anzeige erstatten. Der Staatschutz übernahm die Ermittlungen und bestellte den Kurden nach Schwerin, wo er aus einer Sammlung von 560 Fotos Täter identifizieren sollte. Er ist sich sicher, dass er fünf oder sechs der Täter wiedererkennen würde, aber nicht aus einer solchen Menge von Porträtaufnahmen.

Viele Flüchtlinge, die im Lager in Horst leben müssen, machen immer wieder die Erfahrung rassistischer Angriffe in Boizenburg und Umgebung. Um gewalttätigen Übergriffen zu entgehen, vermeiden es viele, in der Dunkelheit das Lager zu verlassen. Ein Lagersystem, das Flüchtlinge in abgelegene Orte aussondert, fördert die rassistische Grundstimmung in einem Land, das schutzsuchende MigrantInnen als Belastung definiert. Der strukturelle Rassismus wird z.B. in der menschenverachtenden Politik deutlich, die es den Flüchtlingen verbietet, den Landkreis, dem sie zugewiesen wurden, zu verlassen (Residenzpflicht). Das führt in Horst ganz konkret dazu, dass die Flüchtlinge nicht nach Lauenburg gehen dürfen, obwohl dies näher ist und sich viele dort sicherer fühlen als in Boizenburg.

Schluss mit dem Wegschauen: Mischt Euch ein stoppt die rassistischen Übergriffe!
Weg mit dem Lagersystem und der rassistischen Residenzpflicht!
Solidarität gegen Abschiebungen! Offene Grenzen und gleiche Rechte für Alle!

Demonstration in Boizenburg am Samstag, 22.12.2007 um 11 Uhr
Auftaktkundgebung am Bahnhof und Demonstration zum Marktplatz


Veranstaltung in Boizenburg mit dem Betroffenen: Mittwoch, 19. 12.2007, 19.30 Uhr, Ort wird noch bekannt gegeben

Aufrufende Gruppen

kein mensch ist illegal Hamburg, Cafe Exil, Hamburger Flüchtlingsrat, Karawane Hamburg, Anti-Lagergruppe Hamburg, Horst AG, A.R.K. (antirassistische Kulturgruppe), Antirassismusgruppe im USP (Ultras St.Pauli), medizinische Vermittlungs- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und MigrantInnen Hamburg, Antirassistische Initiative Rostock, atif (Föderation der ArbeiterInnen aus der Türkei in Deutschland), ADHK (Konföderation für demokratische Rechte in Europa), agif (Förderation von ArbeitsmigrantInenn aus der Türkei)