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"Brutaler Neonazi-Angriff überschattet Anti-Nazi-Proteste"

Mehrere Hundert Menschen demonstrierten in Rostock gegen NPD-Demo. Nach einem rechten Überfall auf anreisende Gegendemonstranten gab es Schwerverletzte.

03.07.2007

Eine Pressemitteilung der Antifa A3 Rostock vom 01. Juli.

Rostock - 01.07.2007 - Mehr als 600 Menschen protestierten am gestrigen Sonnabend gegen eine Demonstration von knapp 190 Neonazis. Überschattet wurden die Ereignisse in Rostock jedoch von einem brutalen rechten Übergriff in dem Dorf Pölchow bei Rostock. Etwa 40 Neonazis aus einer Gruppe von 100 fielen über anreisende Gegendemonstrant/innen her, schlugen und traten auf sie ein. Mehr als 30 Menschen wurden verletzt, einige davon schwer. Nach Zeugenaussagen sollen sich in der Gruppe der Rechten auch die NPD-Landtagsabgeordneten Udo Pastörs, Stefan Köster und Tino Müller aufgehalten haben. In Rostock wollten die Neonazis ihre Solidarität mit einem rechten Szene-Shop bekunden, gegen den Anwohner/innen seit der Eröffnung vor zwei Wochen protestieren.

Die Gruppe der Rechten fuhr augenscheinlich in der S-Bahn aus Güstrow zur Demo nach Rostock. In dem Ort Schwaan stiegen etwa 70 Antifaschist/innen hinzu, die von einem Musikfestival kamen und an den Protesten gegen Rechts in der Hansestadt teilnehmen wollten. Nur wenige Minuten darauf begannen die Neonazis ihren Angriff, als der Zug in Pölchow Halt machte. Sie drangen aus ihren Abteilen und von draußen zu den Antifaschist/innen vor, schlugen und traten auf sie ein. Scheiben wurden zerschlagen und einzelne Personen auf den Bahnsteig gezerrt, wo mit Zaunlatten auf sie eingeprügelt wurde. Während einige der Opfer fliehen konnten und nur Prellungen sowie Schürf- und Schnittwunden erlitten, mußten andere mit schweren Verletzungen später im Rostocker Krankenhaus behandelt werden. Als nach einer halben Stunde die Polizei eintraf, interessierte man sich wenig für die Aussagen der Angegriffenen und verfrachtete Opfer wie Täter im Zug nach Rostock. Dort wurden von allen die Personalien aufgenommen, doch wenig Anstalten gemacht, die Angreifer festzustellen und zu verhaften. Die verängstigten Opfer wurden stattdessen noch von einigen Polizeibeamten beleidigt. Viele von ihnen reisten daraufhin wieder aus Rostock ab. Als einer der Angreifer ist laut Zeugenaussagen der NPD-Kader Michael G. aufgefallen.

Eine Kundgebung gegen Rechts und vielfältige Proteste fanden derweil in der Rostocker Innenstadt große Resonanz. Mehr als 600 Menschen nahmen an den verschiedensten Aktionen teil, etwa 200 Antifaschist/innen gingen mit einer Spontandemo kurzzeitig auf die Straße. Die Neonazis setzten sich statt der angekündigten 500 mit weniger als 190 Teilnehmer/innen erst am Abend in Bewegung und zogen in einer Runde durch die Stadt. Blockaden hielten den Zug mehrmals, aber nur kurzzeitig auf; auch friedliche Proteste am Rand der Route wurden von den 2000 eingesetzten Polizeibeamten verhindert. Wegen Nichtigkeiten kam es zu Personalienfeststellungen, Gewahrsamnahmen und sogar Wasserwerfereinsätzen.

"Mit ihrem Versuch, die Einwohner Rostocks mit einem Aufmarsch einzuschüchtern, ist der Haufen von weniger als zweihundert Neonazis gescheitert", erklärt Caroline Jürgens, Pressesprecherin der Antifaschistischen Gruppe A3 Rostock, zum gestrigen Tag. "Auch weiterhin wird es Proteste gegen den Nazi-Laden 'East Coast Corner' geben, bis er endlich dichtmacht. Schockierend ist jedoch die grenzenlose Gewalt, mit der die Rechten abseits der Öffentlichkeit gegen ihre Kritiker und sogar Unbeteiligte vorgehen. Die neuerliche Anwesenheit von NPD-Abgeordneten und -Mitarbeitern bei dem Angriff ist ein Skandal."

Die Antifaschistische Gruppe A3 erklärt ihre uneingeschränkte Solidarität mit den Opfern der Angriffe und wünscht ihnen gute Besserung. Sie werden gebeten, Gedächtnisprotokolle anzufertigen und sich an die Gruppe zu wenden, um ein weiteres Vorgehen zu planen.

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