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Proteste gegen Nazi-Schläger, NPD-Propaganda und Hitlers Lieblingsbildhauer

Am Wochenende fanden verschiedenste antifaschistische Aktionen in Wismar, Schönberg und Schwerin statt. In Wismar griffen Neonazis eine Anti-NPD-Demo an. In Greifswald dagegen konnte ein NPD-Stand ohne Proteste abgehalten werden.

14.08.2006

In einem Moment geben sie sich bieder und bürgernah, und im nächsten prügeln sie auf ihre Gegner ein. Als am vergangenen Sonnabend Neonazis eine Demo gegen die NPD in Wismar anzugreifen versuchten, zeigten sie einmal mehr, dass ihr bürgerliches nur Fassade im Wahlkampf ist. Neben der Demo der Kampagne "Keine Stimme den Nazis" in der Hansestadt protestierten zeitgleich in Schönberg etwa 50 Menschen gegen eine NPD-Kundgebung. In Schwerin verhüllten Antifaschist/innen kreativ die Ausstellung des Nazi-Bildhauers Arno Breker.

Die Demo in Wismar war die nunmehr dritte der Kampagne gegen den Einzug der NPD in den Landtag, mit der auf den Wahlkampf der rechtsradikalen Partei und lokale Strukturen der Neonazis aufmerksam gemacht werden soll. In der Stadt ist eine rechte Szene aktiv, die über eigene Läden verfügt und in enger Zusammenarbeit mit der NPD in eigenen Räumlichkeiten Veranstaltungen durchführt. Für überregionale Schlagzeilen sorgten schwere Übergriffe auf einen Togolesen im April und einen Inder im Mai diesen Jahres. Als die Demonstrant/innen in der Neustadt auf die rechte Szene aufmerksam machen wollten, versuchten Neonazis einen Angriff mit Baseballschlägern, wurden jedoch von Polizisten mit gezogener Waffe daran gehindert. Ein Rechter wurde festgenommen, nachdem er mehrmals auf Umstehende und Beamte einzuschlagen versucht und eine Flasche in die Menge geworfen hatte. Im Rahmen der Kampagne gingen in den vergangenen Wochen bereits in Neustrelitz und Güstrow jeweils etwa 100 Antifaschist/innen auf die Straße, in Wismar waren es knapp 150.

In Schönberg versuchte sich die NPD um den Lübecker Jörn Lemke erneut an einer Kundgebung, nachdem sie in der vergangenen Woche vor protestierenden Antifaschist/innen Reißaus genommen hatte. Mit umfangreicher Unterstützung blieb sie diesmal standhaft, doch aufgrund zahlreicher NPD-Gegner/innen und des Polizeiaufgebotes blieb das öffentliche Interesse an der Propaganda der Partei gleich Null. Ein Infostand der NPD in Greifswald dagegen konnte ohne Proteste stattfinden. Mehrere Stunden lang verteilten Neonazis um Lutz Giesen und Stefan Rochow ihre Propaganda.

Große Aufmerksamkeit erhielten dagegen Antifaschist/innen in Schwerin, die gegen die Arno-Breker-Ausstellung protestierten, sie symbolisch schlossen und die Skulpturen von Hitlers Lieblingsbildhauer kreativ umgestalteten. Damit wollten sie deutlich machen, dass die Nazi-Kunst Brekers nicht Teil eines pluralistischen Meinungsdiskurses ist, sondern der Nationalsozialismus und seine Erscheinungsformen allerorts ein Verbrechen bleiben.

Die verschiedenen Aktivitäten gegen NPD-Veranstaltungen, die rechte Szene-Unkultur und die Kunst der Nazis von gestern zeigen, dass sich Antifaschismus nicht nur auf den Wahlkampf beschränken muss. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um auf das Problem des Rechtsradikalismus im Land aufmerksam zu machen.

Links

Keine Stimme den Nazis!
Website der Kampagne mit einer Pressemitteilung und Bildern zu Wismar
http://www.keine-stimme-den-nazis.info

Nazi-Kundgebung in Schönberg
Bericht zum NPD-Infostand in Schönberg
http://de.indymedia.org/2006/08/154282.shtml

Flagge gegen Rechts gezeigt
Artikel aus der Ostseezeitung zum NPD-Infostand in Schönberg
http://www.links-lang.de/presse/4470.php

Antifa Action Day in Mecklenburg-Vorpommern
Bericht zum verhinderten NPD-Infostand in Schönberg in der vergangenen Woche
http://de.indymedia.org/2006/08/154282.shtml

Schönberger gegen Rechts
Artikel aus der Ostseezeitung zum verhinderten NPD-Infostand in Schönberg
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?
Param=DB-Artikel&ID=2403880


NPD-Infostand heute in Greifswald
Beitrag im links-lang.de-Forum
http://forum.links-lang.de/viewtopic.php?t=518

Spektakulärer Protest in Breker-Ausstellung
Artikel aus der Ostseezeitung
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?
Param=DB-Artikel&ID=2411340