links-lang fetzt!

Die Stunde der Patrioten

Eine Welle der Abneigung wird US-Präsident George W. Bush bei seinem Besuch in Stralsund Mitte Juli entgegenschlagen. Ein Großteil der Protestierenden wird vom Antiamerikanismus auf die Straße getrieben werden.

01.06.2006

Die überraschende Einigkeit sollte zu denken geben. Von Gruppen der Friedensbewegung bis hin zu vielen Autoren von Leserbriefen, von den Bündnisgrünen bis hin zur NPD wird der angekündigte Besuch des US-Präsidenten George W. Bush in Stralsund abgelehnt. Fast alle, die sich am 14. Juli protestierend auf der Straße tummeln werden, wird jedoch nicht ihr Wille zum internationalen Frieden, sondern ihr Antiamerikanismus einen.

"Bush muss wissen, dass viele Bürger seine Politik ablehnen: Der auf Lügen aufgebaute Krieg im Irak. Sein Lobbyismus für die Ölkonzerne und Reichen", heißt es etwa vom Stralsunder Kreisverband der Grünen. "Statt Frieden brachten sie (die USA) nur Elend und Unglück über die angegriffenen Länder", ergänzt die NPD. "Alle Angriffe zeichnen sich dadurch aus, daß es nicht um 'Humanität' oder 'Menschenrechte', sondern um den Macht- und Wirtschaftseinfluß der USA weltweit ging und geht." In den bereits jetzt prall gefüllten Leserbriefecken der Lokalpresse gilt Bush als Kriegstreiber und Terrorist.

Ein wunderlicher Kanon des Protestes, der angesichts des Besuches des US-Präsidenten erklingt. Protest aus den Reihen der Grünen, der nicht zu vernehmen war, als die Partei aus der Regierungskoalition heraus deutsche Soldaten in Angriffskriege schickte oder den Sozialabbau beschleunigte. Widerspruch in den Leserbriefsparten der Zeitungen, der angesichts einer deutschen Bundesregierung, die aktuell immer mehr Truppen zum Schutz der Menschenrechte in die Welt ausschwärmen läßt und die inländischen Sicherheitsgesetze beständig verschärft, immer noch nicht zu hören ist. Von Friedenssehnsucht innerhalb der NPD, die gegen die fanatische Hitlerverehrung in der Szene und den beständigen Wunsch, verlorene deutsche Ostgebiete zurückzugewinnen, opponiert, gar nicht erst zu reden.

Es ist nicht der Wille zu einer besseren Welt, der die Öffentlichkeit in Gegnerschaft zu George W. Bush bringt, sondern zu einer deutscheren. Die politischen Maßstäbe, die sie den USA aufzunötigen versuchen, werden an keinen anderen Staat der Welt und erst recht nicht die Bundesrepublik angelegt. Ihre Kritik ist somit nicht mehr als Antiamerikanismus, jenes irrationale Vorurteil, das die USA für alles, was sie tut, kritisieren kann. Und sich im heimischen europäischen oder deutschen Mief, mit einer heimischen europäischen oder deutschen Führung, um so wohler fühlt.

Die Anhänger der Deutschen Friedensgesellschaft mögen es aufrichtig meinen mit ihrem Pazifismus, der auch die europäische Aufrüstung nicht ausklammert. Ihre Aktionen gegen Bush jedoch werden untergehen in einem Meer des Ressentiments.

Links

No Volksmusik! No Antiamerikanismus!
Eine Absage des Leipziger Conne Island an den Antiamerikanismus
http://www.conne-island.de/nf/99/22.html

The New Roman Empire
Antiamerikanismus - zur Konjunktur eines Ressentiments
Ein Vortrag aus Frankfurt/Main aus dem Jahr 2002 http://morgenthau.afaktion.de/va/Antiamerikanismus-Vortrag.html

Kriegsgegner bereiten Aktionen für 14. Juli vor
Ostseezeitung vom 26. Mai 2006
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?Param=DB-
Artikel&ID=2325998


Bündnis 90/Die Grünen melden Protest an
Ostseezeitung-Stralsund vom 06. Mai 2006
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?Param=DB-
Artikel&ID=2304530


Zwischen Ärger und Skepsis
US-Präsident George W. Bush besucht am 14. Juli Stralsund. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihn eingeladen. OZ-Leser äußern sich dazu.
Ostseezeitung vom 09. Mai 2006
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?Param=DB-
Artikel&ID=2306988


Bund soll Bush-Visite bezahlen
US-Präsident Bush will im Juli Stralsund besuchen. Das soll Millionen kosten. Wer sie bezahlen muss, wird von OZ-Lesern kontrovers diskutiert.
Ostseezeitung vom 16. Mai 2006
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?Param=DB-
Artikel&ID=2314945


Empfang für Georg W. Bush wird vorbereitet
Pressemitteilung der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinte KriegsdienstgegnerInnen
http://www.deutsche-friedensgesellschaft.de/php/index.php?
id=63&tx_ttnews[tt_news]=77&tx_ttnews[backPid]
=66&cHash=cc7f14ec35