links-lang fetzt!

"Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!"

Ein Bericht von der Abschlussveranstaltung der Aktionswochen gegen Antisemitismus in Rostock.

19.12.2005

Das Denken und Handeln so einzurichten, dass der Iran sein Atomwaffenprogramm nicht vollenden kann, war die Forderung, mit welcher Matthias Küntzel am Donnerstagabend in den Räumen der Heinrich-Böll-Stiftung in Rostock seinen Vortrag zu Antisemitismus und Islamismus beendete. Der Abend bildete den Abschluss einer Veranstaltungsreihe der Antifa Rostock im Rahmen der Wochen gegen Antisemitismus.

Küntzel differenzierte in seinem Vortrag zwischen dem Islam, der als Religion wie andere auch unbedingt zu kritisieren sei, und Islamismus, der dagegen aktiv die Vernichtung betreiben will. Islamismus wurde weithin charakterisiert durch ein Weltbild, das nur noch in "Gut" und "Böse" unterscheide, und einen Fundamentalismus, welcher die Welt nach der strengen wörtlichen Auslegung des Koran einrichten will. Hinzu kam in den letzten hundert Jahren der Antisemitismus. Dieser sei ein europäisches Exportprodukt, welches zuvor im Islam keine Rolle spielte; heute würde jedoch nirgendwo so aggressiv gegen Juden gehetzt wie in der islamischen Welt.

Im Wahn der Islamisten sind die Juden die Gegner aller Muslime, über die es nur einen Sieg oder die eigene Vernichtung geben kann. Eine Denkweise, welche nicht von ungefähr an die des Nationalsozialismus erinnert. Ab 1937 bemühten sich Küntzel zufolge die Nationalsozialisten erfolgreich um Einfluss im Nahen Osten.

Die von Küntzel vorgenommene Abwandlung des Adornozitats, das "Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe", verdeutlichte die Bedrohung, welche aktuell vom Islamismus für die Menschheit ausgeht. In den vergangen Tagen und Wochen wurde diese immer offenkundiger durch Äußerungen des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinejad, wonach Israel von der Landkarte zu tilgen sei. Die Vernichtung eines Staates, zumal des Staates, der als Konsequenz aus der Shoa hervorging, wurde als denkbare Möglichkeit auf die politische Agenda gesetzt. Juden werden heute wieder offen durch einen Staat bedroht.

Der Iran setzte in diesem Jahr sein eigenes Atomprogramm fort; es ist zu befürchten, dass er auch an der Herstellung eigener Atomwaffen arbeitet. Die besondere Bedeutung eines iranischen Atomwaffenprogramms bestehe, so Küntzel, darin, dass es unter gänzlich anderen Voraussetzungen entwickelt wird, als es bei den übrigen Atommächten der Fall gewesen ist. Während der Blockkonfrontation dienten die Atomwaffen den USA und der Sowjetunion vor allem als Mittel der Abschreckung. Diese sollte den tatsächlichen Einsatz von Atomwaffen verhindern, da alle Beteiligten ihr eigenes Leben bewahren wollten.

Der Islamismus ist jedoch auf das Jenseits orientiert. "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod", hieß es so etwa im Bekennervideo der Terroristen von Madrid. Islamisten lassen sich nicht durch die Drohung des Todes abschrecken. Sie haben den eigenen Tod bereits einkalkuliert und zögern daher nicht, alle Mittel der Vernichtung zu verwenden, die ihnen zur Verfügung stehen. In diesen Händen werden Atomwaffen zu einer akuten Gefahr für den Frieden - und der Staatspräsident des Iran wird nicht müde zu erklären, wer das erste Ziel des Heiligen Krieges sein wird...

Welches Handeln den Iran stoppen kann, wurde somit eine wichtige Frage der anschließenden Diskussion. Krieg galt hierbei lediglich als letztes Mittel der Politik; stattdessen wurde auf die enormen Summen verwiesen, welche der Iran aus Deutschland durch Investitionen bekommt. Ein Abbruch der Geschäftsbeziehungen - und sei es nur ein zeitlich begrenzter - würde dem Iran einige Schwierigkeiten bereiten. Selbst der Vorschlag, den Iran von der Fußballweltmeisterschaft auszuschließen, wäre ein deutliches Signal, welches über das bloße Verurteilen der Äußerungen Ahmadinejads hinausginge.