links-lang fetzt!

23.09.2002
Stimmenfang am Neubau - Schwacher NPD-Wahlkampfabschluß in Schwerin

Zum Ende passierte doch noch etwas. Als die Neonazis am Sonnabend aus der Straßenbahn am Schweriner Hauptbahnhof ausstiegen, wurden sie von mehr als 50 Menschen freudig verabschiedet. Unter anderem mit Eiern. Viel weniger passierte am 21. September, als die 70 Rechten im Neubauviertel Großer Dreesch unter dem Motto "Volkswirtschaft statt Globalismus" NPD-Wahlkampfabschluß spielten. Die Polizei hatte den meisten AntifaschistInnen Platzverweise erteilt oder sie schon auf dem Weg zum Dreesch abgefangen.

So kamen nur wenige von ihnen in den zweifelhaften Genuß des glatzköpfigen Zuges, der eine Runde an den Plattenbauten vorbeizog. Aufregendes bot er jedoch auch nicht: Die brechende Stimme des NPD-Landesvorstandsmitglieds Stefan Kösters wurde ein paar Mal von den Parolen seines Kollegen Maik Spiegelmachers abgelöst, die an den Häusern wiederhallten. Kein Genuß für die Anwohner. "Diese Schweinehunde," schimpfte ein alter Mann beim Anblick der Nazis, "Die haben immer noch nichts gelernt," eine Frau später ähnlich. Andere wollten ihre Wochenendruhe ohne die faschistischen Sprüche haben oder beschwerten sich über ihre Steuergelder, die da für den Polizeieinsatz draufgingen.

Offener war eine Gruppe Jugendlicher aus dem Plattenbauviertel. Mit Beleidigungen und teils auch sexistischen Sprüchen lockten sie die Nazis aus der Reserve und provozierten sie zu ähnlichen verbalen Ausfällen. Ähnliches gelang Schweriner AntifaschistInnen, die der Demonstration eine Israel-Fahne entgegenhielten. Es sollte ihr einziger wahrnehmbarer Auftritt während der Demo bleiben.

Nicht mehr als ein müdes Klatschen ernteten dagegen die Redebeiträge der NPD-Kandidaten Dirk Arendt aus Stralsund sowie Joseph Finck und Maik Spiegelmacher aus Greifswald beim Publikum. Sie hatten sich sozialer Themen - Bildung und Renten - angenommen, ohne jedoch übliche antisemitische und rassistische Hetze auszulassen.

Viel genützt hat es ihnen nichts. Bei der heutigen Bundes- und Landtagswahl blieb die NPD mit 0,4 Prozent im Bund und 0,8 Prozent im Land weit unter der 1 Prozent-Hürde, die für die Rückerstattung der Wahlkosten nötig ist. In Mecklenburg-Vorpommern verschlechterte sich das Ergebnis gegenüber den 1,1 Prozent der Landtagswahl 1998. Dass die NPD es nie in den Landtag schaffen würde, dürften auch ihre Kader gewußt haben, als sie am Sonnabend durch Schwerin zogen. Für sie war es bedeutsamer, dass es "Arbeitsplätze zuerst für Deutsche" und "Sharon - Kindermörder" durch die Stadt hallte.