links-lang fetzt!

08.11.2001

Ein Artikel aus der Strelitzer Zeitung, Lokalausgabe des Nordkuriers, über tourismusbedingten Widerstand gegen Pläne der Bundeswehr nach Tiefliegern in Südmecklenburg.

Schwarzer wollen den Düsenjets Beine machen

Bundeswehr-Konzept stößt auf breiten Widerstand - Landrat findet bisherige Informationspolitik kritikwürdig

Die Angst geht um in Schwarz und Umgebung. Angst, dass die bisher herrschende Ruhe in der Touristengegend bis zu 3000-mal im Jahr durch heranfliegende Kampfjets jäh unterbrochen wird. Das Betriebskonzept der Bundeswehr für den bei Wittstock liegenden Truppenübungsplatz, der als Bombodrom genutzt werden soll, sieht nämlich als Einflugschneise den Luftraum genau über dem Süden der Kreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz vor. Doch Schwarzer Einwohner machen mobil.

Jetzt trafen sich etwa einhundert von ihnen zu einer Bürgerversammlung, um ihr Vorgehen gegen die Pläne der Bundeswehr zu besprechen. Die Bürgerinitiative "Freie Heide" hat bisher hauptsächlich in Brandenburg agiert, doch die Unterlagen, die den Anliegergemeinden vorliegen, machen deutlich, dass auch Südmecklenburg nicht unbehelligt davon kommen wird. Bei einer Anhörung von betroffenen Kommunen nächste Woche wird Mecklenburg-Voprommern aber gänzlich ausgeklammert.

Für Gerlinde Marquardt von der Bürgerinitiative nicht nachvollziehbar: "Das System scheint hier Brandenburg zu heißen." Doch es stellte sich heraus, die Schwarzer planen, das zuständige Landesplanungsamt in Potsdam mit Widersprüchen auf die zu erwartenden negativen Folgen auch für ihre Region aufmerksam zu machen. Entsprechende Vordrucke konnten bereits mitgenommen werden. "Von dieser Möglichkeit sollten wir Gebrauch machen", riet Gerlinde Marquardt den Einwohnern.

"Rechtlich fragwürdig"

Für Wilhelm Schäkel, Landwirt aus Zemkow, ist selbst das Anhörungsverfahren ein schlechter Scherz. "Die rechtliche Lage ist äußerst fragwürdig", führte er aus. Er stellte klar, dass Immobilienwerte um bis zu 80 Prozent sinken könnten, wenn der Truppenübungsplatz wirklich genutzt werden sollte und die Kampfflugzeuge ihren Weg über Rechlin, Mirow und Schwarz zum Anflug nutzen. "In Werbebroschüren wird man gezwungen sein, darauf aufmerksam zu machen, dass dies eine Tiefflug-Region ist - mit den daraus resultierenden Konsequenzen für den Tourismus."

Auch im Warener Landratsamt hat man mittlerweile die Brisanz erkannt. Landrat Jürgen Seidel (CDU) erklärte, dass es kritikwürdig sei, dass der Landkreis Müritz bisher von der Diskussion ausgenommen war. "Wir werden ja zwangsweise tangiert", sagte er. Jürgen Seidel stellte in Aussicht, dass er sich jetzt darum bemühen werde, Fakten über die zu erwartenden Auswirkungen zu sammeln, denn auch er habe erst aus dem Nordkurier vom Betriebskonzept erfahren. "Wir müssen uns darum kümmern und dann schauen, wie wir reagieren."

Solange wollen die Schwarzer nicht warten. Sie planen jetzt, mit einigen Demonstranten vor dem Wittstocker Rathaus aufzutauchen, wenn dort am 14. November die erste Anhörung mit den brandenburgischen Anrainern beginnt.